Wissenswertes
AWO Touren, AWO Sport und EMW R35
Die AWO 425 war ein in der DDR gebautes Motorrad mit Viertaktmotor in zwei Modellversionen. Das Motorrad wurde in dem Awtowelo- bzw. späteren IFA-Betrieb Simson im thüringischen Suhl gefertigt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden mehrere Betriebe der früheren Waffen- und Fahrzeugproduktion im sowjetisch besetzten Teil Deutschlands in eine SAG (Sowjetische Aktiengesellschaft) mit Namen „Awtowelo“ umgewandelt. Diese hatten die Aufgabe, Reparationsleistungen zu erfüllen. Erst nach Freigabe der Selbstverwaltung firmierte der AWO-Hersteller ab 1957 als VEB Fahrzeug- und Gerätewerk „Simson“ Suhl.
1948 erteilte die sowjetische Hauptverwaltung den Auftrag zur Entwicklung eines Motorrades mit Einzylinder-Viertakt-Motor, 12 PS, etwa 100 km/h Höchstgeschwindigkeit und etwa 3 l/100 km Kraftstoffverbrauch. Im Juli 1949 wurde das erste Funktionsmuster und zum 1. Mai 1950 eine erste Nullserie von 25 Motorrädern fertiggestellt. Ab September 1950 lief die Serienproduktion an. Maßgebliche Konstrukteure der AWO 425 sind Ewald Dähn, Helmut Pitz und Michael Heise. Die „4“ in der Modellbezeichnung steht für den Viertaktmotor, die „25“ für 250 cm³ Hubraum. Aufgrund von Motorleistung und Stabilität der Rahmen sind die Motorräder seitenwagentauglich. Seit Beginn 1955 wurden alle Rahmen generell mit entsprechenden Aufnahmen vorgerüstet.
Nach der AWO 425 T, welche sich technisch an die BMW R 23 anlehnte, wurde mit der AWO 425 S ein sportliches Modell komplett neu entwickelt. Nach einer 1956 aufgelegten und im gleichen Jahr auf der Leipziger Messe ausgestellten Vorserie wurde die AWO 425 S ab 1957 in Serie produziert. 1958 erfolgten einige Verbesserungen an der 425 S: Die Lagerung der Kipphebel im Zylinderkopf wurde verbessert, sodass sich das Ventilgeräusch verringerte. Am Fahrgestell erfolgten einige Änderungen im Detail. Außerdem wurde der Auspuff höher und näher an der Maschine verlegt. Die AWO T erhielt eine zur Geräuschminderung veränderte Auspuffanlage. Ebenfalls ab 1958 war von Stoye ein passender, moderner Seitenwagen verfügbar. 1960 erfolgten weitere Verbesserungen der nunmehr Simson Sport genannten 425 S, wobei die Motorleistung geringfügig gesteigert und das Fahrwerk verbessert wurde.
Werksseitig wurden zeitweilig Straßenrennmaschinen für ein Werksteam und für Privatrennfahrer in Kleinserie gebaut. Nach der Aufgabe der Beteiligung am Straßenrennsport wurde für Wettbewerbszwecke eine Enduroversion, teilweise schon mit auf bis zu 350 cm³ vergrößertem Hubraum, gebaut. Daneben gab es auch noch private Umbauten zu Dreirad-Lastenträgern mit Kippvorrichtung.
Insgesamt wurden in Suhl etwa 212.000 Viertakt-Motorräder gefertigt. 1961 musste die Produktion auf Weisung übergeordneter Dienststellen trotz großer Nachfrage zugunsten von 50-cm³-Kleinkrafträdern und der MZ-Zweitakter aufgegeben werden. Die Aufnahme der Serienproduktion der Simson-Sport mit 350-cm³-Motor und neuer Gestaltung wurde dadurch verhindert. Diese Entscheidung der Staatlichen Plankommission der DDR löste in Suhl große Enttäuschung aus. In Suhl sollte noch eine bei EMW entwickelte schwere Seitenwagenmaschine als AWO 700 gebaut werden. Sieben bis zehn Prototypen wurden angefertigt. Es gibt noch ein komplettes Gespann, welches in der DDR erhalten blieb und heute einem Sammler in Jüchen gehört. Zu einer Serienfertigung dieser „Boxer-AWO“ kam es nicht.
Noch zu DDR-Zeiten erlangte die AWO Kult-Status – nicht zuletzt wegen des offensichtlichen Mangels moderner Viertakt-Motorräder. Fernab staatlicher Pläne etablierte sich eine AWO-Szene, vielfach getragen von privaten Kfz-Werkstätten, die sich um Teilebeschaffung und Reparatur der Viertakter sorgten. Im ehemaligen Simson-Werk in Suhl entstand nach der Wende ein Fahrzeugmuseum. Jedes Jahr findet im ehemaligen Werksgelände ein Treffen der AWO-Fans mit ihren Maschinen statt.
Quelle: Wikipedia
Womit alles begann
Die AWO besitzt einen Doppelschleifen–Rohrrahmen mit hydraulisch gedämpfter Teleskopgabel vorn und Geradwegfederung (Tourenawo) beziehungsweise Schwingenfederung hinten. Die Magnetzündung arbeitete unabhängig vom 6-Volt–Bordnetz, dessen Batterie von einer auf dem vorderen Kurbelwellenstumpf aufgesetzten Lichtmaschine geladen wird. Der Zündschalter sitzt im Lampengehäuse, welches auch Kontrolllampen für Leerlauf und Lichtfunktion aufnimmt.
Ab Anfang 1954 wurde ein verbessertes Getriebe mit nach wie vor vier Gängen verbaut. Ab 1955 verfügte die AWO 425 über drei Rahmenaufnahmen zur Schnellmontage des Stoye-Seitenwagen Stoye SM (Spitzschiff ohne abschließbarem Kofferraum). Die AWO Sport besitzt vier Rahmenmontagepunkte, so dass der Stoye Elastik (Spitzschiff mit Schwingfederung) oder mit kleineren Modifikationen wahlweise auch der ursprünglich für die MZ entwickelte Stoye Super-Elastik-Seitenwagen (gefedert, aufklappbar, hydraulische Seitenwagenbremse parallel zur Fußbremse) montiert werden kann. Ein Kardanantrieb mit kürzerer Untersetzung sowie ein geänderter Tachometerantrieb waren als Umrüstsatz erhältlich.
Die Magnetzündung bereitete mitunter Schwierigkeiten aufgrund von Magnet- und Spulenschäden. Zahlreiche Fahrzeuge wurden nachträglich auf Batteriezündung umgerüstet, was aber den Nachteil der Abhängigkeit von der Batterieladung mit sich brachte. Vielfahrer rüsteten ihr Fahrzeug daher teilweise mit beiden Zündsystemen aus, sodass bei Ausfall der Magnetzündung durch Umstecken des Zündkabels auf Batteriezündung umgeschaltet werden konnte.
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die Weiterentwicklung
Das völlig neu konzipierte Fahrwerk mit Hinterradschwingenfederung sorgte zusammen mit dem verbesserten Motor und den Vollnabenbremsen für höhere Sicherheit und Fahrkomfort. Während die ersten Modelle eine sportliche Doppelsitzbank besaßen, wurde diese ab 1958 durch komfortable, aber etwas klobige Einzelsitzkissen mit Griff für den Sozius abgelöst. Es wurden etwa 85.000 Maschinen im Fahrgestellbereich 150.000 bis 234.746 produziert.
Das Modell wurde bis 1958 als „AWO 425 SPORT“, später dann als „Simson Sport“ bezeichnet. Die Magnetzündung der AWO wurde baugleich auch in der polnischen SFM Junak verbaut. Für Eskortefahrzeuge wurde eine Kleinserie mit dem 350-cm³-Motor der Enduroversion hergestellt. Diese Motorversion gab es als Nachrüstsatz auch im Handel, allerdings nur in begrenzter Anzahl.
Quelle und mehr Infos: Wikipedia
Aus BMW wurde EMW
Die EMW R 35 war ein Motorrad des Eisenacher Motorenwerkes, das auf der BMW R 35 basierte.
1951 wurde aus BMW das Kürzel EMW für das Eisenacher Motorenwerk; aus dem weißblauen Propeller wurde ein weißrotes Firmenemblem und das Werk als volkseigener Betrieb dem IFA-Verbund angegliedert. Bis dahin hatten bereits 17.000 Fahrzeuge – in der Mehrzahl Motorräder – das Werk verlassen. Die EMW R 35 glich dabei immer noch dem Ausgangsmodell BMW R 35 (daher auch SAG-BMW genannt) mit Starrrahmen, ungedämpfter Teleskopgabel mit Faltenbälgen als Schmutzschutz und Handschaltung. Von der Nachkriegs-BMW/EMW R 35 wurden rund 26.000 Stück gefertigt.
Im Jahr 1952 wurde die Maschine erstmals entscheidend weiterentwickelt. Sie erhielt eine hydraulisch gedämpfte Teleskopgabel (Ölstoßdämpfer) mit Schutzrohr statt Manschette und ein modifiziertes Getriebe mit zeitgemäßer Fußschaltung. Sie lief jetzt unter der Bezeichnung EMW R 35/2 etwa 8000-mal vom Band.
Schon 1953 folgten für die EMW R 35/3 weitere Modifikationen. Der Rahmen wurde verlängert, von 2 auf 3 mm verstärkt und mit einer gedämpften Geradeweg-Hinterradfederung versehen, was auch ein neues Kardangehäuse erforderlich machte. Weiterhin findet die Motorentlüftung bei der /3 in den Luftfilter statt, während bei der Ur-R 35 die Entlüftung über ein Röhrchen zwischen den Stößelschutzstangen in den Motorblock (Richtung Nockenwelle) führt. Die Sättel sind unterschiedlich. Die BMW R 35/1 hat zwei Zugfedern an den Außenseiten des Sattels, während die EMW R 35/3 eine zentrale Feder hat, die auf Druck reagiert. Die Bedienteile am Lenker wurden im Laufe der Modellpflege von Innenzughebeln auf konventionelle Außenzughebel umgestellt. Weitere Unterschiede sind beim Rücklicht, der Abgasanlage und der Form der Kotflügel vorhanden.
EMW als Markenzeichen endete mit der Fertigungseinstellung der PKW-Typen 327 und 340/2 sowie des Motorrades R 35/3 im Jahre 1955. In diesem Jahr wurden noch 13.700 EMW R 35/3 produziert. In Eisenach ging danach kein Viertakter mehr vom Band, der Zweitaktmotor galt als sparsam, leicht und leistungsfähig. Die Motorradproduktion wurde in Eisenach gänzlich aufgegeben. Bereits seit 1950 wurde im thüringischen Suhl die modernere AWO 425 mit Viertaktmotor produziert.
Von der R 35/3 sollen etwa 50.000 bis 66.000 Stück gefertigt worden sein, die Quellenangaben hierzu sind widersprüchlich. Von der Nachkriegs-BMW/EMW R 35 wurden insgesamt rund 90.000 Stück gefertigt, davon wurden rund 27.000 Stück exportiert.
Quelle und mehr Infos: Wikipedia